Sehr geehrte Frau Dr. Kramer
In der Wochenendausgabe der „Marbacher Zeitung“ (23./24.4.2016) habe ich Ihre Anzeige „Was denken Eltern zur Bildungspolitik?“ gelesen. Was Sie da schreiben, kann ich nur dick unterstreichen. Ich bin zwar kein Elternteil mehr, habe aber fast 41 Jahre (April 1960 – Herbst 2000) im Schuldienst gearbeitet, zuerst als Volksschullehrer/
Hauptschullehrer, zuletzt habe ich 20 Jahre eine Mittelpunktshaupt-schule geleitet. Seit 15 ½ Jahren genieße ich den Ruhestand. Doch wenn man mit „Leib und Seele“ Lehrer war, interessiert man sich auch noch nach dem Dienst für Bildungspolitik und das, was in den Schulen heute so läuft.
Ich kann nur sagen: Was Ideologen aus unserem Schulwesen in den letzten Jahrzehnten gemacht haben, ist ein Trauerspiel in mehreren Akten. Sie haben es treffend beschrieben. Ob Sie und Ihre Unterzeichner etwas in die richtige Richtung bewegen können, wage ich nicht zu glauben; der „Zeitgeist“ ist ein anderer. Ich bewundere Ihren Mut und Optimismus.
Wenn ich noch im Dienst wäre, hätte ich bestimmt viel Ärger mit Vorgesetzten, denn ich halte es für ein Unding und würde dagegen remonstrieren – das darf ich als Beamter ja - , wenn in Lehrplänen methodische Vorgaben – u .a. auch Unterrichtsformen – stehen. Das ist seit dem Lehrplan, der, wenn ich mich recht erinnere, kurz nach meinem Eintritt in den Ruhestand in Kraft getreten ist, der Fall. In einen Lehrplan gehören Inhalte, von mir aus auch Kompetenzen, die zu erreichen sind, aber das Wie der Vermittlung muss meines Erachtens Sache des Lehrers bleiben. Dafür bin ich Lehrer geworden und habe durch meine damalige sehr praxisorientierte Ausbildung am Pädagogischen Institut in Esslingen (1958 – 1960) in vier (!) Semestern das didaktische und methodische Rüstrzeug erworben. Dafür würde es sich lohnen zu kämpfen, doch mit 77 tue ich das nicht mehr. Warum lassen die heutigen Lehrer und Lehrerinnen eigentlich so mit sich umspringen?. Ich fürchte, dass darunter viele „linke Ideologen“ sind. Nur tun mir die „Versuchskaninchen“ (= Kinder) leid.
Ihrer Aktion viel Erfolg wünschend verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Günter Klein
ein schulisches „Auslaufmodell“
Rektor der Tobias-Mayer-Schule Marbach am Neckar (1980 -2000)