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Reaktionen
Liebe Frau Kramer,

ich unterrichte Musik und Deutsch am Gymnasium seit über 25 Jahren, habe keine Kinder. Aber trotzdem:
Gratulation zu den Aussagen und Beispielen Ihrer Anzeige!
Ich kann mich der Kritik inhaltlich voll anschließen. Das Problem setzt sich am Gymnasium fort. Durch die propagierte und  idealisierte "Freiarbeit" und individualisierte Stillarbeitsformen der Grundschule sind viele Kinder es nicht mehr gewohnt, sich auf den Lehrer und das Unterrichtsgespräch innerhalb der Klasse zu fokussieren. Sie sind gewohnt, jederzeit machen zu können, was sie wollen oder auch nicht wollen. Es fehlt genau der Fokus auf der Gemeinsamkeit eines Denk- und Arbeitsprozesses. Dafür könnten die Klassengrößen gerne auf 20 bis maximal 25 Schüler begrenzt sein.
Dazu kommt noch die "freie" Schulwahl der Eltern unabhängig von der Lernfähigkeit und -bereitschaft der Kinder.
Und es stimmt: Nie haben sich Eltern oder Lehrer für eine Pädagogik der "Arbeitsblätter"  und des individualisierten Lernens entschieden oder auch nur ausgesprochen.
Aus allen Schulformen "Gesamtschulen" zu machen, ist auch deswegen verfehlt, weil die Ressourcen bis auf ein paar "Feigenblätter" sich nicht großartig geändert haben. Bei Klassengrößen von 30 bis 33 Schülern individualisiert zu unterrichten ist Unsinn, aber es ist sowieso Unsinn. Wie will man das Individualisierte denn jeweils weiterführen? Mit Arbeitsblättern?
Unterrichten macht eigentlich keinen Spaß mehr, denn die Schwachen profitieren nicht - im Gegenteil! Und den Starken können wir Lehrer trotz der Forderung des "individualisierten Lernens" allenfalls punktuell etwas mehr Herausforderung bieten. Die meiste Zeit sind die Starken unterfordert und halten sich zurück, damit sie nicht als Streber gelten. Auch früher war das Leistungsgefälle in einer Klasse groß, jetzt sind es manchmal Welten...
Es wäre wünschenswert, dass Sie viele Eltern und pädagogische Fachleute dazu bringen, sich zu äußern. Gut, dass die SPD/Grüne-Bildungspolitik nun nicht mehr so weiter falsche Bildungspolitik machen kann. Ich hoffe, dass die CDU-Beteilung an den Koalitionsverhandlungen wieder mehr pädagogische Vernunftentscheidungen möglich machen wird. Alles Gute für Ihre Initiative von Lehrerseite!

Freundliche Grüße
Elly Abele, OstR'in an einem Stuttgarter Gymnasium

An Initiatoren Anzeige Bildungspolitik

Gott sei Dank, dass sich endlich die „Basis“ wehrt. Ich unterstütze Sie voll, obwohl ich schon auf 80 zugehe, aber in der nächsten Fam.-Generation Lehrer habe und damit Bescheid weiß. Hoffentlich schließen sich viele an.

Ein Vater von Lehrern und drei Kindern und drei Enkeln in Stuttgart

Liebe Frau Dr. Kramer!

Die Anzeige vieler Eltern habe ich mit großem Interesse und Wohlgefallen gelesen. Die aufgezeigten Punkte sind absolut richtig.
Ich spreche aus einer langen Erfahrung als Grundschul-Lehrerin aller Klassen. Gegen Ende meiner Amtszeit habe ich immer mehr genau solche Mängel im Alltag wahrgenommen, nicht nur  bei Vertretungsstunden bekommt man manches Mal einen Einblick in andere Klassen. Enorme Lautstärke schien mehr und mehr an der Tagesordnung. Keine konsequente Verfolgung von Rechtschreibfehlern schlich sich ein. Natürlich kann man nicht alles schaffen in der Korrektur von Lehrerseite, aber in Absprache mit den Eltern, dass diese ebenso mit ihren Kindern wo noch nötig verbessern, ist wichtig. Vier Rechenwege aufzuzeigen, ist ein Skandal. Man „darf“ sich als Lehrkraft den Mut und die „Verantwortung“ herausnehmen, einen Weg aufzuzeigen. Dann wird geübt, bis es „sitzt“. Ein weiterer Lösungsweg ist für gute Schüler ein schönes Angebot in M. , währenddessen die schon ausgelasteten ein besonders nettes „Futter“ in der schon geübten Art und Weise bekommen.  (Wie soll sonst überhaupt Schulerfolg und Integration der neuen Kinderschar von Flüchtlingen gelingen?) Ruhe ist dabei wieder oberstes Gebot.
Meine Freundin aus Vancouver staunte nicht schlecht bei den vielfältigen Lösungswegen in unserem Mathe-Unterricht. Ihre Kinder erlernten einen sicheren Weg und fanden genug Zeit und Interesse später viele Lösungswege in Angriff zu nehmen. Die Tochter studierte dann Mathematik (Erinnerung:  Pisa Studie und das Ranking von Kanada). Die Kinder alleine ihren Lernzeiten zu überlassen, ist Sünde. Kinder brauchen Führung und finden diese sogar spannend, wenn sie in liebevoller, motivierender und sicherer Weise stattfindet. Dann werden sie lernhungrig und ruhig. Das heißt, die Lehrkräfte haben die Aufgabe, sich auf das Unterrichten der Kinder zu besinnen, nicht so sehr auf Gruppeneinteilungen oder die Lernbausteine für diese Gruppen oder Kniffe, die Teamfähigkeit der Kleinen anzukurbeln, sie sollen gut vorbereitet zur Schule zu kommen und Verantwortung für die  Bildung der ihnen anvertrauten Kinder zu übernehmen. Die Ämter haben kein Recht, diese Wege immer wieder zu stören.
Ich stimme zu:
Wann verstehen unsere Bildungspolitiker das endlich? Ständig neue Lehrpläne bringen nur Unruhe und dienen dem Machbarkeitswahn der Politiker, die es aber nie Monat um Monat mit allen Folgen praktizieren müssen.  Wann beginnen die Zuständigen endlich auf die Eltern und aus deren Mitte heraus für gut befundenen Lehrern zuzuhören?
Die Eltern  haben das Recht auf fundierten Unterricht der grundlegenden Techniken.  Ihre Arbeit darf nicht sein, das mangelnde Wissen aus den oben genannten Fehlern mit „Nachhilfe“ auszugleichen.
Sie haben alle eine hervorragende Anzeige entworfen, ich wünsche Ihnen viel, viel Erfolg und damit das Aufwachen der „anderen“ Seite.
Wer die Bildung der Kinder ernst nimmt, sollte Ihre Anzeige sehr ernst nehmen.

Cordula Werner
Sehr geehrte Frau Dr. Kramer,

Ihre Anzeige stellt die Situation in Schulen genau dar. Ich begann 1970 mein Referendariat an einer Grund- und Hauptschule. Nach 6 Jahren ging ich in Elternzeit und bin 1990 wieder in den Schuldienst eingetreten. Nach dieser langen Pause war ich entsetzt: Klassenzimmer mit Kuschelecken, Schreiben lernen mit Hilfe von Bildkarten, Fehler dürfen nicht korrigiert werden, vereinfachte Schrift, die aber dazu führt, dass Schüler nur noch kritzeln, Gruppenarbeit die bedeutet, 1 Schüler arbeitet und 3 sitzen daneben und warten auf das Ergebnis.
Sitzen Schüler in Gruppen im Flur, sind sie ständig abgelenkt und können sich nicht konzentrieren.
Da ich immer Klasse 7 - 9 hatte und nur vertretungsweise in der Grundschule war, kenne ich die Probleme, die sich daraus ergeben.
Ich verstehe an der Bildungspolitik nicht, warum man in der heutigen leistungsorientierten Zeit alles nur zu vereinfachen sucht. Für mich ergibt sich dadurch ein direkter Zusammenhang zu den vielen Abbrüchen bei der Berufsausbildung.
Wenn diese Bildungspolitik erfolgreich sein soll, benötigt man ein Heer von Lehrern.
Seit 2013 bin ich im Ruhestand und  froh, dass ich im Moment nichts mehr mit Schule zu tun hab. Allerdings mach ich mir auch Gedanken über die Weiterentwicklung, da es im nächsten Jahr bereits meine älteste Enkelin betrifft.

Mit freundlichen Grüßen
E. S.
Liebe Frau Dr. Kramer und alle beteiligten Eltern!

Leider bin ich kein Elternteil, sondern ein Oberstudienrat im Ruhestand und kann deshalb Ihre Anzeige wohl nicht unterschreiben. Aber Sie sprechen mir aus dem Herzen, das mir blutet, wenn ich miterleben muß, wie alles, was mir in meinem Berufsleben Erkenntnis und Verpflichtung war, mit Füßen getreten wird! Besonders traurig stimmt mich, wie selten wenn überhaupt man von Lehrern, die es ja eigentlich besser wissen müßten, etwas zu diesem Unfug, der sich Bildungspolitik nennt, hört. Deshalb möchte ich mich für Ihre Initiative ganz herzlich bedanken!

Mit freundlichen Grüßen!
Normann Huck

Ihre Anzeige in der Stuttgarter Zeitung zum Thema „Was denken Eltern zur Bildungspolitik?“ habe ich mit großem Interesse gelesen und kann Ihnen nur voll und ganz zustimmen. Nach 42 Dienstjahren an Realschulen gehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge im Sommer in den Ruhestand. Ich bin immer ausgesprochen gern Lehrer gewesen und jeden Tag mit Freude zur Schule gegangen, und ich habe es als eine Art Privileg angesehen, mit Kindern arbeiten zu dürfen. Für meine Arbeit habe ich unzählige positive Rückmeldungen erhalten. Uns Lehrern liegen die Kinder und unsere Zukunft am Herzen, nicht irgendwelche Methoden, didaktischen Programme oder gar Ideologien. Der Lehrer als Bezugsperson ist heute wichtiger denn je. Wir sind nicht nur Lehrende, sondern immer häufiger Ansprechpartner, Begleiter und Sozialarbeiter. Kinder lernen gerne – manchmal, weil sie es für ihren Lehrer tun möchten - sie lernen mit Freude, wenn die Atmosphäre im Klassenzimmer stimmt, wenn der Lehrer Vorbild sein darf und wenn sie sich auch mal an ihm reiben können. Selbstverantwortliches Lernen gelingt eben vielen Kinder nicht. Sie brauchen eine Begleitung, Anleitung oder Stütze und ein Lehrer nimmt dabei immer Rücksicht auf den persönlichen Lernstand und die persönlichen Begabungen, soweit ihm die Zeit dazu eingeräumt wird. Die Klassengemeinschaft und die Arbeit zusammen mit einer Bezugsperson spielt im Leben von Kindern auf dem Weg zum Erwachsenwerden eine große Rolle. Bei  Klassentreffen wird mir das immer auch so bestätigt. (“Wissen Sie noch, wie wir damals zusammen ...).
Die derzeitige Bildungspolitik ist in meinen Augen „eine einzige Katastrophe“, wie ich das in 42 Jahren nicht erlebt habe. Es gibt durchaus gute Ansätze. Aber gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Der Alltag spricht eine andere Sprache als die Theorie. Die von ihren „Erfindern“ so hoch gelobte Gemeinschaftsschule ist eine Mogelpackung, die ich gerne mit der „Kinderschokolade“ vergleiche: Man verspricht die extra Portion Milch und liefert aber die extra Portion ungesunden Zucker. Wenn viele Gemeinden auf diesen Zug aufspringen, dann nicht aus tiefer Überzeugung, sondern aus Angst um ihren Schulstandort. Es gibt leider Gemeinderäte – auch im kleinsten Ort – die im Ernst daran  glauben, dass hier plötzlich ihre Kinder das Abitur machen werden. Hier geht es nicht um die Kinder, sondern um Ideologien. Mit Unbehagen denke ich an meine ersten Dienstjahre und an mein Studium zurück, als man uns die „Mengenlehre“ als allein seligmachende Methode verkauft (untergejubelt) hat. Die hat sich nur so lange gehalten, bis auch der letzte Mohikaner kapiert hat, dass diese Methode ihre Grenzen und Fehler hat. Eben deshalb, weil man sie als Allheilmittel angesehen hat und keine anderen Götter neben ihr geduldet wurden. Zum Glück gab es – und die gibt es heute noch – genügend Lehrer mit gesundem Menschenverstand, die in solchen Zeiten den Ball flach gehalten und mit pädagogischen Gespür und mit Vernunft mit den Kindern gearbeitet haben.

Kollegen an Gemeinschaftsschulen äußern deutliche Kritik an diesem System. Die Schere geht noch weiter auseinander als zuvor. Kinder, die nicht selbst organisiert sind hängen völlig ab und verpassen den Anschluss. Leider wird das nur hinter vorgehaltener Hand gesagt aus Angst um den Arbeitsplatz. Und die vielen positiven Rückmeldungen von denen man in der Presse liest kommen meist von  Schulleitungen, die ihrer Schule natürlich gern ein gutes Zeugnis ausstellen möchten. Natürlich gibt es Standorte in großen Städten, wo tatsächlich gute Erfolge erzielt werden – oft eben über Kooperation an Schulzentren.

Die Basics (Lesen, Schreiben, Rechnen) sind heute wichtiger denn je. Sie sind Grundlage und  Nährboden für erfolgreiches – auch selbstständiges - Arbeiten in der Schule. Sie wirken der viel zitierten „medialen Demenz“ auch bestens entgegen. Der so hoch gelobte Computer macht nur dann Sinn im Unterricht, wenn man gewinnbringend damit umgehen kann. Wer einen Text im Buch nicht versteht, dem nützen die unendlich vielen Informationen aus dem Internet absolut nichts. Also müssen wir zuerst lesen lernen. Viele Kinder erzielen schlechte Ergebnisse in Mathematikarbeit oder anderen Fächern, weil sie die Aufgabenstellung nicht verstehen. Sie lesen einen Text, ohne zu wissen, was da drin steht. Die Grundschulen sind hier gefordert. Aber es ist ja so modern und angeblich lebenswichtig, dass Kinder stattdessen  schon in der Grundschule Präsentationen (oft von den Eltern in mühsamer Extra-Zeit ausgearbeitet) halten. Alles für den Fall, dass sie später mal eine Führungsposition anstreben.

Leider sind heutzutage viele Eltern zu „Nachhilfelehrern der Nation“ geworden. Und die boomenden Nachhilfeinstitute sprechen eine deutliche Sprache. Vor der Nachhilfe kommt Selbsthilfe!  Und dazu müssen wir in der Schule zuerst die nötige Zeit für die Schüler bekommen, damit es erst gar nicht so weit kommt. Zeit für die Kinder ist mehr wert als all die kommerziellen Lernhilfen oder Materialien oder die hochgelobten Allheiltheorien.

In den Realschulen wird unendlich viel kostbare Zeit mit unzähligen Prüfungsverfahren vor allem in Klasse 9 und 10 vergeudet (GFS, FIP, FÜK, Eurokom ...) Schüler kommen in die Schule um Prüfungen abzulegen, nicht mehr um zu lernen.

Gerne denke ich an meine eigene Schulzeit in der Volksschule zurück, bevor ich nach Klasse 7 auf ein Aufbaugymnasium (Internat) wechseln durfte. Die Lehrer und die Mitschüler waren Garant für einen erfolgreichen Schulabschluss. Hier wurde man zum eigenständigen Lernen und zur Teamarbeit erzogen.

Wenn die Zahl der Kinder nun abnimmt, dann müssen wir wohl zu einem Zwei-Säulen-System zurückkommen: Volksschule und Gymnasium mit allen Möglichkeiten von Übergängen.

Es  ist nun leider zu befürchten, dass sich mit der neuen Koalition nicht viel bewegen wird. Machtspielchen sind kontraproduktiv. Anstatt den Mund aufzumachen, hängt man sein Fähnchen lieber nach dem Wind der gerade weht.

Ihren  Aufruf unterschreibe ich als Lehrer sehr gerne. Unsere Kinder hatten das Glück, Ende der 80er/ Anfang der 90er Jahre zu einer Zeit in die Schule gehen zu dürfen, als „die Schulwelt noch in Ordnung“ war. Sie stehen mit beiden Beinen erfolgreich im Beruf  und können nur noch mit dem Kopf schütteln, wenn sie mitbekommen, wohin die Reise geht.

Freundliche Grüße
W. D.


Sehr geehrte Frau Dr. Kramer,

ich kann Ihrer Anzeige in der Stuttgarter Zeitung vom 23.4. nur zustimmen. Ich war 40 Jahre lang Grundschullehrerin und beobachte die Entwicklung im Schulbetrieb mit großer Sorge und mit Unverständnis. Ich wollte immer Lehrer und Erzieher sein, niemals nur Lernbegleiter. Gerade beim lehrerzentrierten Unterrichtsgespräch haben sich die Schüler gegenseitig Impulse gegeben,
Themen wurden in der Diskussion entwickelt und unter der behutsamen Leitung durch den Lehrer  zum Verstehen geführt. Natürlich haben wir uns immer auch um lernschwache Kinder gekümmert oder Begabte gefördert. Ich kann mir nicht vorstellen, wie bei den neuen Unterrichtsformen Gemeinschaftserlebnisse entstehen können, wie ich sie erlebt habe und von denen meine ehemaligen Schüler noch erzählen.
In Gesprächen mit aktiven Kollegen höre ich immer wieder, dass sie sich vom heutigen Schulalltag überfordert fühlen. Sie trauen sich nur nicht, etwas dagegen zu sagen, da sie ja Beamte sind. Ich wünsche Ihrer Aktion viel Erfolg.

Mit freundlichem Gruß
Mechtild Theiss  
 
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